Patienteninformation: Stille Entzündungen - Silent Inflammation

 

 

Es gibt zwei Arten von Entzündungen. Die akute Entzündung tritt auf, wenn die Immunreaktion des Körpers in Aktion tritt, um eine Infektion oder eine Verletzung, z. B. einen Bienenstich, abzuwehren. Sie ist lokal begrenzt, kurzfristig und sichtbar. Bei chronischen Entzündungen handelt es sich um niedriggradige Entzündungen, die über Monate oder sogar Jahre im ganzen Körper bestehen.  Sie sind für uns unsichtbar, äußern sich allerdings in verschiedenen, zunächst leichten Symptomen wie Infektanfälligkeit, Gelenksteifigkeit, häufige Kopfschmerzen und Migräne, schlechter Stimmung bis hin zu Depressionen, Verdauungsproblemen oder Müdigkeit.  Wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird, kann sie zu chronischen Erkrankungen wie Asthma, rheumatoider Arthritis, Multipler Sklerose, Typ-2-Diabetes, Fibromyalgie, Morbus Crohn, Zöliakie, Krebs, Herzerkrankungen und Schlaganfall führen.

Auch das Gehirn leidet unter chronischen Entzündungen, die sich zunächst in Form von depressiver Verstimmung, leichtem Gedächtnisverlust und kognitivem Abbau äußern können.  Wenn sie fortschreiten, können sie zu schwereren Erkrankungen wie Alzheimer und anderen Formen von neurodegenerativen Störungen führen.

Interessant ist, dass wir es zu einem gewissen Grad selbst in der Hand haben, diese stille Entzündung zu verlangsamen und die Symptome linder, indem wir selbst wirksam werden. schon scheinbar kleine Lebensstilinterventionen können einen positiven Einfluss auf die Beschwerden haben.  Im Gegensatz zu Medikamenten, die eine reaktive Maßnahme zur Linderung der Symptome darstellen, sind Änderungen des Lebensstils der proaktive Weg, um die Entzündung in ihrem Frühstadium zu beeinflussen, bevor sie zu größeren Schäden führt.  

Eine vereinfachte Erklärung der stillen Entzündung

 

In unserem Darm befinden sich etwa 60-70 % des menschlichen Immunsystems. Hundert Billionen von Mikroben bilden das sogenannte Mikrobiom des Darms. Diese Bakterien, Hefepilze, Viren und Parasiten wiegen in ihrer Gesamtheit bis zu 1,5 Kilo und sind in größerer Zahl im Körper vertreten als alle anderen Zellen. Einige sind gut und unterstützen unseren Organismus, andere wiederum können uns krank machen. Stark verarbeitete Lebensmittel enthalten meist extrem viel Zucker, was zu einer übermäßigen Vermehrung von Hefepilzen und pathogenen Bakterien im Darm führen kann.  Raffinierte Kohlenhydrate, Zucker und verarbeitete Lebensmittel werden schnell aus dem Dünndarm absorbiert und lassen die Darmmikroben im Dickdarm hungrig zurück. Ihre Aktivität im unteren Darmbereich kann zu einem undichten, durchlässigen Darm, einem sogenannten Leaky Gut, führen. Ein Ungleichgewicht der Darmmikroben führt also im Zweifel zu einem undichten Darm, was das Eindringen von Krankheitserregern begünstigt, die in den Blutkreislauf eindringen und so eine Reaktion des Immunsystems auslösen können. 

Eine nicht zu unterschätzende Rolle bei der Entstehung einer stillen Entzündung, der sogenannten Silent Inflammation bildet also eine westliche Ernährung mit einem hohen Anteil an Zucker, stark verarbeiteten Lebensmitteln, gesättigten Fetten und raffinierten Kohlenhydraten und damit einhergehendem Übergewicht. Eine ursächliche Therapie muss deshalb bei der Ernährung, dem Gewichtsmanagement sowie bei der Beseitigung von Bewegungsmangel ansetzen. Die folgenden Lebensstilinterventionen, werden auch als Säulen der Gesundheit bezeichnet:

      Eine entzündungshemmende und herzgesunde Ernährung

      Regelmäßige Bewegung

      Ausreichend Schlaf und eine gute Schlafqualität

      Entspannung und Stressbewältigung

 

Weiterführende Information:

Darm-Hirn-Achse

Stoffwechsel

Labor

Mikrobiom