Patienteninformation 

Das Mikrobiom - Aufgabe, Funktion und Bedeutung für den menschlichen Körper

 

Es leben mehr Bakterien, Viren und Pilze auf und in unserem Körper als Zellen, aus denen er besteht. Diese Kombination aus Bakterien-, Viren- und Pilzen bildet unser Mikrobiom. Sie leben auf unserer Haut, in Nase, Ohren, Lunge, Harn- und Geschlechtsorganen und im Darm. Ein großer Teil des Immunsystems befindet sich in unserem Magen-Darm-Trakt. Die Pflege dieses Mikrobioms kann erheblich zu unserem gesundheitlichen Wohlbefinden beitragen.

 

Die Entwicklung unseres Mikrobioms beginnt mit unserer Geburt

Als Säuglinge werden wir mit einem unreifen Immunsystem geboren. Die meisten Immunzellen stammen aus dem Immunsystem unserer Mutter. Die Antikörper, die die Mutter produziert, während sie das Kind austrägt, zirkulieren über denselben Blutkreislauf in das Kind und werden sowohl während der natürlichen Geburt und dann durch das Stillen an das Kind weitergegeben. Es hat sich gezeigt, dass Säuglinge, die auf natürlichem Wege durch den Geburtskanal geboren werden, eine gesündere Biota (Bakterien) in ihren Nasenhöhlen und Lungen haben als Babys, die per Kaiserschnitt entbunden wurden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein Teil des Mikrobioms der Mutter im Geburtskanal auf das Baby gelangt und dass diese Zellen beim ersten Atemzug des Babys eingeatmet werden, um die inneren Schichten von Nase, Rachen und Lunge zu bedecken. Dadurch haben diese Kinder ein geringeres Risiko für Lungen- und Racheninfektionen als Kaiserschnittbabys. Umgekehrt sind Kinder, die per Kaiserschnitt geboren werden, häufig anfälliger für Allergien.

 

Probiotika und Präbiotika für die nötige Diversifikation 

 

Während wir heranwachsen, ist es unerlässlich, dass wir unserem Organismus diese guten Bakterien zuführen. Unser Mikrobiom besteht aus über 39 Billionen Zellen. Es gibt unterschiedliche Bakterien, die die Lunge unterstützen, und solche, die dem Dickdarm helfen, richtig zu funktionieren. Wir können sie sowohl über die Nahrung als auch durch die Einnahme von Probiotika aufnehmen. Fermentierte Lebensmittel besitzen eine sehr hohe Konzentration an Probiotika. Dazu zählen Lebensmittel wie Sauerkraut, Kimchi und Essiggurken. Präbiotika haben in letzter Zeit einen großen Hype erfahren, da sie wesentlich zum Gleichgewicht des Darms beitragen. Sie sind das Futter für die Darmbakterien und in Zwiebeln, Knoblauch, Spargel, Bananen und Bohnen enthalten. 

 

Zeichen einer gesunden Darmfunktion

 

Zunächst kann man herausfinden, wie gut die eigene Verdauung funktioniert. Ein normaler Stuhlgang kann zwischen drei Mal am Tag und drei bis vier Mal pro Woche liegen. Jeder gesunde Darm hat ein festes Muster. In der Regel dauert es 24 bis 72 Stunden, bis die Nahrung vollständig durch den Magen-Darm-Trakt transportiert ist. Nimmt man genügend Ballaststoffe zu sich (Obst und Gemüse, keine synthetischen Ballaststoffe), sollte der Stuhlgang eine feste Konsistenz haben. Wenn der Darm nicht regelmäßig entleert wird, kann es sein, dass sich noch Nahrungsmittel von vor Tagen oder sogar Wochen darin befinden. 

 

Verarbeitete und zuckerhaltige Lebensmittel verursachen Entzündungen in der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts. Durch die Schädigung der Schleimhaut wird die Aufnahme von Nährstoffen erschwert. Wenn Ihr Darm etwas, das Sie gegessen haben, nicht erkennt oder empfindlich darauf reagiert, wird das Immunsystem dazu angeregt, dieses Material anzugreifen. Wiederholte Angriffe führen zu einer geschädigten Schleimhaut und einem undichten Darm, dem sogenannten Leaky Gut, was das Risiko für die Entwicklung einer Autoimmunerkrankung erhöht. 

 

Autoimmunerkrankungen beginnen im Darm 

 

In jüngster Zeit hat sich gezeigt, dass Veränderungen der mikrobiellen Gemeinschaften im Darm eine Dysregulation des Immunsystems verursachen können, die zu Autoimmunerkrankungen führt. Bei Autoimmunkrankheiten greift der Körper sich selbst an. Dafür gibt es sicherlich verschiedene Ursachen, aber eine davon liegt häufig im Darm. Lebensmittel, auf die unser Körper empfindlich reagiert, wie beispielsweise stark verarbeitete Lebensmittel, können eine negative Reaktion im Darm hervorrufen. Ein umfassender Lebensmitteltest, bei dem die spezifischen Nahrungsmittelüberempfindlichkeiten untersucht werden, kann entscheidend dazu beitragen, nicht nur der geschädigten, entzündeten Darmschleimhaut entgegenzuwirken, sondern auch das Immunsystem zu stärken.

 

Jeder Mensch reagiert unterschiedlich empfindlich auf bestimmte Lebensmittel, am häufigsten sind es jedoch Gluten und Milchprodukte, die bei vielen Menschen Probleme machen. Manchmal sind es aber auch "gesunde" Dinge wie Eier oder Ananas. Wenn man herausfindet, worauf der Körper und das gastrointestinale System reagieren, kann dies dazu beitragen, dass es nicht „überreagiert“. Durch umfassende Bluttests können diese Lebensmittel identifiziert werden. Häufig kann das Immunsystem und die Darmgesundheit schon erheblich durch das Weglassen der belastenden Lebensmittel, verbessert werden.

 

Allergie vs. Unverträglichkeit – Worin liegt der Unterschied? 

 

Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind nicht mit Nahrungsmittelallergien zu verwechseln. Allergien lösen eine anaphylaktische Reaktion aus. Nahrungsmittelunverträglichkeiten führen zu „verzögerten“ Reaktionen wie Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Kopfschmerzen, Hautreizungen und -ausschlägen, Akne, Verstopfung und Juckreiz, die nicht zwangsläufig unmittelbar nach dem Verzehr, sondern teilweise erst Stunden oder Tage später, auftreten.

 

Antibiotika schädigen das Mikrobiom 

 

Antibiotika werden eingesetzt, um eine bakterielle Infektion im Körper zu bekämpfen, zerstören aber auch alle anderen „guten“ Bakterien, die uns gesund halten. Es ist wichtig, nach jeder Antibiotikagabe, oder als Begleittherapie, ein gut verträgliches, natürliches Probiotikum einzunehmen und in diesen Zeiten besonders auf eine ausgewogene Ernährung zu achten. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass es eineinhalb Jahre dauern kann, bis sich das Gleichgewicht im Darm nach einer Antibiotikagabe wiederhergestellt hat. Denken Sie daran, dass sich dort 70% unseres Immunsystems befinden. Manchmal sind Antibiotika notwendig und lebensrettend, die Darmgesundheit sollte dabei jedoch unbedingt berücksichtigt werden.